Choreographie, Raum, Aktion



10 trials and no more reels

Choreographie, Raum, Aktion


Aktionsreihe und Installationen an verschiedenen Orten 2015-2019
gefördert vom Kulturreferat der LH München und von der
Erwin und Gisela von Steiner-Stiftung

»10 trials and no more reels« ist eine Aktionsreihe, in der gängige Gattungsgrenzen zwischen Musik, Tanz, Theater und bildender Kunst aufgehoben werden.
Ein Krabbenkutter wurde mit Kettensägen in Teile zerlegt. Anschließend wurden die Teile in einem alten Schwimmbad in München wieder zusammengefügt. Die Installation wurde über ein Jahr lang in verschiedenen Konstellationen aus Tänzer*innen und Musiker*innen bespielt. Nachdem das Schiff in einer alten Farbenfabrik in München Sendling Teil einer Aktion wurde, wurde es in der Lothringer13 und der Schwere Reiter Halle in München installiert, in der Roten Fabrik in Zürich, dem Kunstraum Nestrohof in Wien und im SwitchLab in Bukarest. Die Musiker loten mit den Tänzer*innen und Performer*innen die Grenzen von Raum und Klang, Körper und Zeit aus und  machen sie für die Anwesenden sinnlich erfahrbar. Die Musiker sind mit ihren Körpern und Instrumenten unmittelbar involviert und die Performer*innen Teil des ‚Klangkörpers‘.
Ausgehend von einer radikal subjektiven Beschäftigung mit Buster Keatons filmischem Werk wird in »10 trials and no more reels« der menschliche Körper aus seinem unmittelbaren Regelzusammenhang gelöst und befragt. Choreographie, Raum, Aktion bilden eine untrennbare Einheit. Jeder Tritt führt ins Ungewisse, die Schwerkraft scheint außer Kontrolle, das Koordinatensystem ist unsicher geworden, die Körper werden ungeschützt der Umgebung ausgesetzt, Schichten werden freigelegt, die Konstruktion kommt zum Vorschein, neue Perspektiven entstehen. Wie Readymades werden die Objekte und Instrumente zur eigenständigen Skulptur, zur abstrakten Form. In der Umkehrung des Horizonts erscheinen die engen Grenzen unserer Realität.


Süddeutsche Zeitung, 7. Feburar 2020



SwitchLab Bukarest, 17.10.2019






Lothringer13 Nest, München 10.10.2019






Kunstraum Nestroyhof, Wien 10.10.2018






Schwere Reiter München, 06.10.2018






Rote Fabrik Zürich, 03.06.2017






Lothringer13 München,17.03.2017






ehemalige Farbenfabrik München, 25.09.2016






ehemaliges Schwimmbad, Streitfeld München, 19.12.2015






ehemaliges Schwimmbad, Streitfeld München, 19.09.2015






ehemaliges Schwimmbad, Streitfeld München, 10.07.2015






ehemaliges Schwimmbad, Streitfeld München, Installation 2015










Traumtext II

Choreographie, Raum, Inszenierung

Interaktive Komposition von Helga Pogatschar zu Heiner Müllers Traumtext

Uraufführung, Black Box, Gasteig München, 14.04.2006

In der Blackbox im Gasteig München wurde an die Decke der Arenabühne eine monumentale Tonne aus bearbeitetem Stahlblech montiert. Von allen Seiten wurden auf die Außenseite Videos projiziert. Im Inneren der Tonne hing ein HMI Scheinwerfer, dessen Licht sich nach der Zündung langsam entwickelte und einen Lichtkreis auf den Boden zeichnete. In diesem Lichtkreis bewegte sich der katalanische Tänzer Cesc Gelabert. Der Raum war in Felder eingeteilt, die mit vorproduzierten musikalischen Klangmustern belegt waren.
Choreographie, Raum, Musik waren untrennbar miteinander verbunden. Die Bewegungen des Tänzers wurden mit einer Wärmekamera abgenommen. Sie produzierten durch die Veränderung in dem Bewegungsraum Klänge und Geräusche. Dazu wurde Heiner Müllers Traumtext, der mit Horst Sachtleben und Jürgen Holtz eigens dafür im Vorfeld aufgenommen und kompositorisch bearbeitet worden war, eingespielt. Live dazu spielten die beiden Musiker Sebi Tramontana Posaune und Frank Gratkowski Bassklarinette.










delirio amoroso

von Georg Friedrich Händel

Inszenierung, Choreographie (Solisten) und Raumkonzept

Dortmund 2008
in Zusammenarbeit mit Xin Peng Wang nach einer Idee von Christian Baier. Bearbeitung aus »Delirio amoroso«, »Armida abbandonata«, »Aggrippina condotta a morire« und »Lucrezia« für Sänger und Tänzer, Oper Dortmund, 31.05.2008



Unter dem Titel »delirio amoroso« wurden in Dortmund vier weltliche Kantaten von Georg Friedrich Händel aus seiner römischen Zeit montiert und mit Sängerinnen und Tänzer*innen zur Aufführung gebracht. Die titelgebende Kantate bildete den Rahmen für die Inzenierung und das Raumkonzept, in der die weibliche Hauptfigur Chlori aus Liebesschmerz ihrem Geliebten in die Unterwelt folgt, um dort an den Bildern und Schatten der Vergangenheit zu zerbrechen und erst Erlösung an den Ufern des Flusses Lethe durch Vergessen zu erlangen.
Im Opernhaus Dortmund waren die Tänzerinnen und Tänzer in barocken Kostümen als Tote über den Zuschauerraum verteilt. Um sie herum auf dem Boden lagen Kartons von Fastfood und Popcorn, wie nach einer Kinovorstellung.
Mit dem Beginn des Gesangs der Chlori erwachten die Toten zum Leben und kletterten über die Köpfe der Zuschauer hinweg zur Bühne. Chlori begab sich über den Orchestergraben in die Welt des Todes. Bei Ihrem Weg als eine Art Seelenwanderung begegnet sie Spiegelbildern ihrer Seele, den Idealbildern ihrer selbst wie in einem Alptraum, den dramatischen Frauenfiguren, Armida, Agrippina und Lukrezia aus den anderen Kantaten Händels. Dabei wanderte das Licht aus dem Zuschauerraum zur Bühne. Zum Schluss gewinnt die Titelfigur den Kampf gegen die Peiniger ihrer Seele und steht in einem Wasserfall, der reinigenden Kraft des Vergessens und Wiedergeborenwerdens, der von einem Schlussterzett der Toten, Spiegelbilder aus dem Zuschauerraum, begleitet wird.