Sebastian Hirn Werkverzeichnis


Spuren der Erinnerung

bespielte Videoinstallation von Sebastian Hirn



gefördert vom Fonds Darstellende Künste 
im Rahmen des Neustart Kultur Programms »take care« der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien
Digitales Format unter: spuren-der-erinnerung.net


»Spuren der Erinnerung« ist eine Fortsetzung und Weiterentwicklung der Arbeit »mapping the past«, in der nationale Denkmäler, Monumentalarchitektur und Plastiken, die im Zuge der deutschen Reichsgründung erbaut wurden, im Verhältnis zum menschlichen Körper filmisch-tänzerisch untersucht und in einen Zusammenhang mit der deutschen Kolonialgeschichte gebracht werden.
 
»Spuren der Erinnerung« versucht die filmisch-körperliche Annäherung in den digitalen Raum zu erweitern und gleichzeitig den digitalen Raum als Schnittstelle zum realen Raum der Untersuchung zu nützen. In einer Art medialen Nachbelichtung wird die deutsche Geschichtsschreibung befragt und die Traumata des ersten Völkermords an den Herero und Nama in dem ehemaligen „Schutzgebiet“ Deutsch-Südwestafrika untersucht






mapping the past. deutschlandskizzen 2

bespielte Videoinstallation von Sebastian Hirn



gefördert durch Nationales Performance Netzwerk (NPN)
im Rahmen des Neustart Kultur Programms »Stepping out«  der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien
Eröffnung im Studio 1 im Kunstquartier Bethanien, Berlin 23.10.2020



»mapping the past. Deutschlandskizzen 2« ist Teil einer längeren Auseinandersetzung mit der kolonialen Vergangenheit Deutschlands im ehemaligen „Deutsch-Südwestafrika“, dem heutigen Namibia.  In einer filmisch-körperlichen Annäherung werden ausgewählte Denkmäler in Deutschland vermessen, und das Material in einer 3-Kanal Installation mit Archivmaterial aus dem ehemaligen „deutschen Schutzgebiet“ zusammengebracht und erneut tänzerisch befragt.

Im Zuge der deutschen Reichsgründung entstanden auf Betreiben von Patriotenvereinen monumentale Denkmäler und Plastiken die Wilhelm I *huldigten und in die direkte Nachfolge deutscher mittelalterlicher Kaiser stellten. Sie inthronisierten ihn zum weltlichen Oberhaupt der Christenheit und stellten das Haus Hohenzollern über alle anderen Herrscher Europas.

Mit der Selbstvergewisserung einer einheitlichen deutschen Identität ging auch ein Weltmachtanspruch einher, der für das „wiederhergestellte und geeinte Kaiserreich“ Kolonien forderte. Nachdem durch Missionierung und private kaufmännische Initiativen der Boden geebnet war und man in der Berliner Konferenz von 1884 den afrikanischen Kontinent unter den europäischen Mächten aufgeteilt hatte, wurde das heutige Namibia „deutsches Schutzgebiet“. Im Sinne des ”divide ed impera” (teile und herrsche) verstanden es die deutschen Siedler und Schutzsoldaten innerhalb weniger Jahrzehnte wesentliche Teile des Lands zu beherrschen. 1904 kam es nach Aufständen zum Völkermord an der Bevölkerungsgruppe der Herero und Nama. Überlebende wurden in Konzentrationslager gebracht und ihre Arbeitskraft ausgebeutet. Das jüngst ausgehandelte Abkommen zwischen der namibischen und deutschen Regierung lehnen die Nachkommen des Genozids ab. Das Papier wurde bis heute nicht vom namibischen Parlament ratifiziert.






Flügel

Flügelkonstruktion von Sebastian Hirn für ein  Modeshooting
des Modemagazins the LISSOME - Climate. Fashion. Vision



Entwurf und Bau von Flügeln aus recyceltem Material für das Fotoshooting von Anna Rosa Krau im Rahmen eines Beitrags für das nachhaltige Modemagazin the LISSOME - Climate. Fashion. Vision
Fotodokumentation von Sebastian Hirn
Berlin/ Seilershof am Gransee 2021


Für ein Fotoshooting von Anna Rosa Krau, der Photodirektorin des Modemagazins the Lissome (www.THELISSOME.com) wurden von Sebastian Hirn Flügel entworfen und gebaut, die ausschließlich aus recyceltem Material bestanden. Im Rahmen der Arbeit wird das menschliche Maß als Ausgangspunkt für einen anderen Umgang mit Materialien in der Modeindustrie genommen. Der menschliche Körper wird als Teil eines größeren biologischen, ethischen und formalen Zusammenhangs begriffen.
Der schöpferische Mensch orientiert sich an der Natur ohne sie zu verletzen.  

Die Arbeit verweist auf die Beschäftigung und die Zeichnungen Leonardo da Vincis mit der Proportion des Menschen in der vitruvianischen Figur und seinen Entwürfen von Fluggeräten und Flügelmodellen.



Seilershof am Gransee 2021







abandoned positions

Ausstellung von Sebastian Hirn in Zusammenarbeit

mit Lisa Hörstmann, München/Wien 2020 


kuratiert von Nina Holm
basierend auf Interviews mit Aktivist*innen, NGOs, Exiliraker*innen und Irakkriegsveteran*innen 
gefördert vom Kulturreferat der LH München, dem Verein Ausstellungshaus für christliche Kunst und dem Bezirk Oberbayern



Die Ausstellung »abandoned positions« von Sebastian Hirn und Lisa Hörstmann setzt sich anhand von Interviews und dokumentarischem Filmmaterial mit dem Irakkrieg von 2003 und seinen direkten wie indirekten Folgen auseinander. In der Zusammenstellung werden Entwicklungslinien aufgezeigt, die von der Neuausrichtung amerikanischer Außenpolitik nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion bis in die politische Situation der Gegenwart reichen.
Im unteren Stock des Kunstraum München wurden sechs Monitore auf Sockeln platziert. Auf den Monitoren liefen Interviews ausgewählter Protagonisten, die man über Kopfhörer verfolgen konnte. Im oberen Stockwerk wurde die Fensterfront mit einer Wand verschlossen. Auf diese und die angrenzende Eckwand wurde mit drei Projektoren ein Zusammenschnitt aus Interview- und Filmmaterial projiziert, das während verschiedener Recherchephasen gedreht worden war.
Auf einem, auf fünf Sockeln verteilten LED Band konnte man theoretische Texte neokonservativer Vordenker sowie theoretische Texte zum Kolonialismus lesen. Für den Kunstraum Nestroyhof wurde die Anordnung der Exponate den räumlichen Gegebenheiten entsprechend angepasst. Die Ausstellung gibt den unterschiedlichen, teils widersprüchlichen Perspektiven und Erfahrungen von Soldat*innen, Aktivist*innen und Iraker*innen Raum und lässt sie kommentarlos nebeneinander stehen. Durch die Anordnung wird den Besucher*innen die Möglichkeit gegeben, sich ein eigenes Bild jenseits der herkömmlichen Berichterstattung zu machen.
Im Rahmen der Ausstellung im Kunstraum München entstand eine Edition.

Süddeutsche Zeitung, 7. Februar 2020



Kunstraum München, 06.02. – 08.03.2020