Sebastian Hirn Werkverzeichnis
La Morte di Abele
Kirchenoper von Leonardo Leo und Pietro Metastasio
Regie, Bühne und Lichtkonzept
Festival Retz 05.07.2024
Festival Retz 05.07.2024
»La Morte di Abele« von Leonardo Leo (1701 –
1744) und Pietro Metastasio ist eine Adaption des biblischen Kain und Abel
Stoffes und handelt vom ersten Mord der Menschheitsgeschichte. Aus dem Paradies
verbannt, tragen Adam und Eva die traumatische Schuld des Sündenfalls mit sich.
Während ihr Sohn Abel ein gottgefälliges Leben zu führen scheint, erinnert sie Kain,
als Frucht der Sünde, an ihre Vergangenheit. Um die eigene Schuld vor sich
selber rechtfertigen und die Herrschaft über die Familie aufrecht erhalten zu
können, gibt Adam, als Patriarch der Familie, im Sinne des „divide ed impera“,
die Schuld Eva und „ihrem“ Sohn Kain, während er Abel überhöht. Kain fühlt sich
zurückgesetzt und begehrt auf. Wie in der griechischen Tragödie folgt er seiner
zugewiesenen Bestimmung und tötet seinen Bruder Abel. Metastasio und Leo
liefern in ihrem Werk einen humanistischen Ausblick. Der Schlusschor dreht die
Anklage um und wirft sie spiegelbildlich an die Anklagenden und an die
Zuschauer*innen zurück. Im Sinne des neuen Testaments solle derjenige der frei
von Sünde sei den ersten Stein schmeißen und anstatt anzuklagen den Mörder in
sich selber suchen.
Bei der weltweit ersten szenischen Realisierung der
spätbarocken Oper wird der Kirchenraum selbst zur Bühne, das Altarbild zur
Projektionsfläche. Die Kostüme greifen die Farben des Altarbildes auf, der
teleologischen Zeitachse wird die zyklische Kirchenzeit entgegengestellt. Aus
einer riesengroßen Aufbahrung, einem Kindergrab, wie nach einem Anschlag, voll
mit Stofftieren und Blumen erhebt sich der tote Abel. Das Hochaltarbild, dass
die Steinigung des Hl. Stephan, den ersten Märtyrer des Christentums, zeigt,
wird über den Abend dekonstruiert um eine Prozession durch die Retzer
Landschaft zu zeigen die wieder am Tatort ankommt. Der Mord hat längst
stattgefunden und findet immer wieder aufs Neue statt. Der Stoff rührt an
psychologische und zivilisationsgeschichtliche Grundthemen und liest sich auf
der Folie unserer Gegenwart als brandaktuell.
Kritiken
Kritiken
bespielte Mehrkanal-Videoinstallation von
Sebastian Hirn
in Otjiherero, Khoekhoegowab, deutscher und englischer Sprache
»unwritten archives - (re)constructing the past« ist eine recherchebasierte, künstlerische
Untersuchung zur kolonialen Vergangenheit Deutschlands im ehemaligen „Deutsch
Südwestafrika“ und baut als Teil einer längeren Untersuchung auf den Arbeiten »mapping the past. Deutschlandskizzen 2«
und »Spuren der Erinnerung« auf. Auf Basis von Archivtexten sowie Interview- und
Filmmaterial, das Sebastian Hirn 2022 und 2023 auf Recherchereisen in Namibia
erstellte, wird die koloniale Vergangenheit Deutschlands im ehemaligen „Deutsch
Südwestafrika“ gemeinsam mit namibischen und deutschsprachigen Künstler*innen
befragt. Die Auseinandersetzung reicht von den Anfängen der
christlichen Mission Anfang des 19. Jahrhunderts bis zum „Aussöhnungsabkommen“.
In »unwritten archives -
(re)constructing the past« kommen Stimmen der Kolonisierten und Kolonisatoren über Tagebücher,
Briefwechsel und Chroniken zu Wort. Interviews ergänzen die historischen
Quellen mit verschiedenen heutigen Perspektiven. Bis heute fühlen sich die Nachfahren des ersten Völkermords an den
Ovaherero, Nama, Damara und San nicht gehört und verhinderten die Ratifizierung
im namibischen Parlament. Sie fordern Neuverhandlungen und eine
völkerrechtliche Anerkennung der Schuld.
Br Podcast, 3. Oktober 2023
Süddeutsche Zeitung, 7. September 2023
Br Podcast, 3. Oktober 2023
Süddeutsche Zeitung, 7. September 2023
Spuren der Erinnerung
bespielte Videoinstallation von Sebastian Hirn
gefördert vom Fonds Darstellende Künste
im Rahmen des Neustart Kultur Programms »take care« der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien
Digitales Format unter: spuren-der-erinnerung.net
im Rahmen des Neustart Kultur Programms »take care« der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien
Digitales Format unter: spuren-der-erinnerung.net
»Spuren der Erinnerung« ist eine Fortsetzung und Weiterentwicklung der Arbeit »mapping the past«, in der nationale Denkmäler, Monumentalarchitektur und Plastiken, die im Zuge der deutschen Reichsgründung erbaut wurden, im Verhältnis zum menschlichen Körper filmisch-tänzerisch untersucht und in einen Zusammenhang mit der deutschen Kolonialgeschichte gebracht werden.
»Spuren der Erinnerung« versucht die filmisch-körperliche Annäherung in den digitalen Raum zu erweitern und gleichzeitig den digitalen Raum als Schnittstelle zum realen Raum der Untersuchung zu nützen. In einer Art medialen Nachbelichtung wird die deutsche Geschichtsschreibung befragt und die Traumata des ersten Völkermords an den Herero und Nama in dem ehemaligen „Schutzgebiet“ Deutsch-Südwestafrika untersucht