Kritik zu den Installationen im öffentlichen Raum in München



Trojanisches Pferd, München 2014

TZ, 08. Oktober 2014


Rätselraten am Nationaltheater

Dieser umgekippte Laster ist kein Unfall

von kb
München - Kurioser „Unfall“ vor dem Münchner Nationaltheater: Auf dem Max-Joseph-Platz liegt ein Lastwagen. Was auf den ersten Blick wie ein Unfall aussieht, ist aber gar keiner...

Es passt nicht richtig ins Bild: Vor dem Nationaltheater, mitten auf dem Max-Joseph-Platz, liegt ein Lastwagen, mit rot-weißem Absperrband gesichert. Unser Leser Djordje Matkovic hat der Onlineredaktion Bilder geschickt, die augenscheinlich einen Unfall zeigen. Aber eben nur augenscheinlich.

Auf die E-Mail des Lesers folgen Nachfragen bei Polizei und Feuerwehr - und Rätselraten. Denn die Nachfragen ergeben: zunächst nichts. Unfall? Fehlanzeige. Weder die Berufsfeuerwehr noch die zuständige Polizeiinspektion wurden alarmiert.

Dann liefert die Polizei den ersten Hinweis: Der vermeintliche Unfall ist Kunst! „An vier Stellen in München sollen solche Objekte liegen“, sagt Polizeisprecher Wolfgang Behr. Die Installationen seien genehmigt, ein entsprechendes Dokument liege der Einsatzzentrale vor.


Auch das Kreisverwaltungsreferat ist zunächst ratlos. Wer hat das Projekt genehmigt? Antwort: das Baureferat.

Die Szenerie ist Teil eines Kunstprojekts. Anlass: das RODEO, ein Tanz- und Theaterfestival der Stadt München, das am Mittwoch beginnt. „Uns liegt eine Sondernutzungsgenehmigung vor“, erklärt Behr. „Der umgekippte Laster heißt ‚Das trojanische Pferd‘ und ist ein Projekt von Sebastian Hirn.“

Was an den anderen Standorten - Entenbachstraße, am Gasteig (Ecke Zellstraße) sowie an der Dachauer/Ecke Schwere-Reiter-Straße - geplant ist, kann der Polizeisprecher nicht sagen. Nur, dass die Standorte der Installationen die Spielorte gedanklich verbinden sollen. So steht es auf der Website www.rodeomuenchen.de.
„Die Genehmigung für die Installationen gilt während des gesamten Festivals, also bis 12. Oktober“, so Behr. Will heißen: Noch bis Sonntag könnten im Stadtgebiet ungewöhnliche Bilder entstehen.








Kritik zu den Installationen im öffentlichen Raum in München



(un)realized, 14. Oktober 2014


Sebastian Hirn: Trojanisches Pferd

by Elisabeth S. B. Pilhofer in KUNSTWERK DER WOCHE


Chapeau! Mit seinem trojanischen Pferd ist Sebastian Hirn eine durch und durch überzeugende Installation gelungen.

An einem sonnigen Sonntag durch München schlendernd stieß ich vor der Oper auf einen vermeintlichen Verkehrsunfall: ein umgekippter LKW mitten in der Innenstadt. Doch fehlende Rettungswägen und die nicht vorhandenen Gaffer machen dann doch stutzig – und spätestens der Blick auf die aus dem Inneren des LKWs gefallenen Kisten ermöglicht dem kurz verwirrten Denkapparat die Installation in die Abteilung Kunst zu verfrachten.
Denn wirr verteilt liegen nicht irgendwelche Bananenkartons auf dem Max-Joseph-Platz sondern Transportkisten in denen normalerweise Kunstwerke transportiert werden.

Herzlichen Dank an den Künstler für diese wunderbar viele Fragen stellende Intervention im öffentlichen Raum.