Transitorische Raeume

Recherche, Raum, Videoinstallation von Sebastian Hirn

Zürich 2010/2013

in Zusammenarbeit mit der Zürcher Hochschule der Künste

Foto- und Videodokumentation des Gotthard-Durchstich, 15.10.2010
Transitorische Raeume 1, Installation/9-Kanal-Videoistallation, Zürcher Hochschule der Künste, Zürich, 13.11.2011
Videoaufnahmen in Schweizer Tunnelsystemen, Februar/März 2013
Transitorische Raeume 2, Installation/9-Kanal-Videoistallation, Zürcher Hochschule der Künste, Zürich, 13.04.2013



Sebastian Hirns Installation »Transitorische Raeume« ist eine „Vermessung“ der inneren Panoramen der Schweizer Berge.

Die Schweiz ist durchzogen von einem gigantischen Tunnelsystem. Ein Bruchteil der Tunnel ist zugänglich. Fluchttunnel oder militärische Tunnel ergänzen das Verkehrs- und Versorgungssystem. Am 15. 10. 2010 wurde Europas größtes Infrastrukturprojekt, der Gotthard-Basistunnel nach 25 Jahren Planungs- und Bauzeit vollendet. Im ersten Teil der Recherche wurden über eine Woche die Arbeiten und die Parallelarchitektur und schließlich der Durchstich dokumentiert. Das Material wurde in einer 9-Kanal-Videoinstallation in der Zürcher Hochschule der Künste auf den Boden projiziert, der mit korrodierten Stahlplatten ausgelegt war. 2013 fand der zweite Teil der Recherche statt. Mit einem speziell konstruierten Kameraaufsatz und einer speziellen Optik wurden über einen Monat lang sämtliche Straßentunnel über 2000 m in der Schweiz durchfahren und gefilmt. Die Aufnahmen wurden mit dem Material der ersten Recherche in der erweiterten 9-Kanal-Videoinstallation präsentiert.
In einer endlosen Fahrt durch das zentrale Nervensystem der Alpenföderation, wird der Betrachter auf sich selbst zurückgeworfen. Die Zeit wird optimiert. Die Bewegung in dem Transitraum im Inneren der Berge bietet keinen Ruhe- oder Aussichtspunkt. Der touristische Blick, zum Bild geronnene Zeit in Form von Ansichtskarten, ist aufgehoben. Die Fahrt gleicht einem Film - einem Film, den der Reisende selbst belichtet.

Die Errichtung der technischen Funktionsräume, des gigantischen Tunnelsystems, durch das die Natur negiert und ausgeblendet wird, kann man als Gegenstück zu den utopischen Entwürfen von Bruno Taut verstehen.  Bruno Taut hatte nach dem ersten Weltkrieg eine Vision entwickelt, in der das Leben und die Natur durch die Kunst zusammengeführt werden. Im Zentrum seines Buches »Alpine Architektur« ruft er die Europäer auf, in einer völkerverbindenden Pionierleistung die Monte Rosa Kette als eine moderne Kathedrale zu überbauen.