Kampf des Negers und der Hunde
von Bernard-Marie Koltès

Inszenierung von Sebastian Hirn

München 2005

Münchner Volkstheater , 08.10.2005



In das Volkstheater München wurde ein niedriger Raum im Cinemascope-Format gebaut. Der Raum aus Baustützen hatte eine leichte Neigung. Über den gesamten Abend regnete es und im hinteren Teil sammelte sich eine riesige Wasserfläche. Die Decke des Raumes war mit einem Raster aus Löchern versehen, Aussparungen, wie in einem Rohbau, um später Säulen einzugießen. Um jegliche Form von Blackfacing auszuschließen, wurde die Rolle des Alboury mit einem deutsch-senegalesischen Schauspieler besetzt. In einer Art Umkehrung färbte er als Zeichen der Trauer sein Gesicht zu Beginn weiß.

Die Figuren in Koltès Stück sind alle schillernd – das Gut-Böse Schema ist aufgehoben. Jede oder jeder verfolgt seine eigenen Interessen und rechtfertigt seine Lebenslügen in Suaden, ohne mit dem anderen wirklich zu reden:


Ein Alt-linker Baustellenleiter der zunächst gemäßigt wirkt, zeigt sich als machoider Machtmensch, der sich von dem vor Angst zerfressenen Mitarbeiter Cal in seinem Rassismus nur darin unterscheidet, dass er sich zunächst als großzügiger gemäßigter Vermittler gibt. Aber auch seine junge Freundin zeigt ihren Rassismus in der vollkommen verkitschten Idealisierung von Afrika. Der Schwarze Alboury ist aber keineswegs der Gute – von Anfang an ist er gekommen, um Rache zu nehmen an dem Mörder seines Bruders. In einer Art Prolog saß er in der Inszenierung auf der Decke des Rohbaus, brüllte auf Wolof in sein Mobiltelefon, sprach Suren aus dem Koran, bevor er im Dunkeln verschwand – ein Decker senkte sich herab und verbarg den oberen Teil des Bühnenausschnitts. Alboury bewegte sich unsichtbar auf der Decke des Rohbaus, tauchte immer wieder durch die Löcher in der Decke auf und verschwand wieder, war als Bedrohung allgegenwärtig und ungreifbar.