Der Auftrag/Die Gerechten

Heiner Müller/Albert Camus

Inszenierung, Bühnenbildkonzept von Sebastian Hirn

Stuttgart 2003

Textfassung von Sebastian Hirn in Zusammenarbeit mit Alexandra Althoff
Eine Koproduktion des Staatstheaters Stuttgart, der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste,
Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst
Theatersaal im Alten Landtag, Stuttgart, 20.02.2003



Kurz nach der Geiselnahme im Moskauer Musical Theater Dubrowka durch Tschetschenische Terroristen und kurz vor der nahenden Invasion in den Irak durch die USA wurde in einem ehemaligen Arbeitertheater, das nach dem Krieg als Provisorium für den Baden-Württembergischen Landtag diente, die Legitimation von Widerstand mit Gewalt und die Möglichkeiten einer revolutionären Veränderung anhand von Camus »Gerechten« und Heiner Müllers »Auftrag« verhandelt.

In das Theater in der Heusteigstraße wurde eine Zwischendecke aus Dielen eingezogen. Im Erdgeschoss wurde der Boden mit Kohleschlacke gefüllt, die Decke mit der Weiterführung der Originalsäulen unterfangen. Im oberen Stockwerk wurden über den neu entstandenen Raum Kristalllüster gehängt.


Wer den Ort nicht kannte, konnte meinen, dass der Raum so gebaut worden war. Die Zuschauer saßen im ersten Teil um die neu entstandene Arenabühne in der ehemaligen Galerie. Am Ende des ersten Teils werden die Dielen von der Revolutionärin Nora in einem gewaltsamen Akt herausgerissen – sie wird den nächsten Anschlag auf den Zaren wagen. Nach der Pause sitzen die Zuschauer im unteren Teil des Saals. Licht fällt nur durch die herausgerissenen Deckenbohlen. Die moralische Frage, die bei Camus diskutiert wurde, wird durch die Verbindung der Räume und durch die Doppelbesetzungen in den Müller-Diskurs weitergetragen. Durch die historische Verortung der politischen Ereignisse im Kontext von Heiner Müllers »Auftrag« werden Funktionsmechanismen des politischen Kampfes in einer globalisierten Welt offengelegt.